Seltsam. Warum hört man so etwas nicht in unseren Mainstream-Medien (ARD, ZDF, NDR, ...)?
Die Inszenierung war perfekt. Ein Palästinenser kommt mit einer brennenden Kerze in der einen Hand und einer brennenden Zigarette in der anderen aus seinem Haus, beleuchtet das Türschloss seines chromblitzenden Autos, dreht den Zündschlüssel herum und fährt davon. Besser hätte Al Dschasira die angebliche "humanitäre Krise" im Gazastreifen nicht darstellen und gleichzeitig beweisen können, dass Propaganda kurze Beine hat. Die Kerze war reine Show, denn der Stromausfall im Gazastreifen lag weder an den Israelis noch an einem Mangel an Diesel für das Kraftwerk in Gaza. Die brennende Zigarette zeigte, dass der Lieferstopp der Israelis keineswegs perfekt ist. Und wenn der Herr mit seinem Auto wegfahren konnte, scheint es doch mehr Benzin zu geben, als behauptet.
Inszenierung einer Krise
Von Ulrich W. Sahm
Festgefahrene Lage
Die Ereignisse rund um den Gazastreifen haben sich seit Donnerstag überschlagen, wobei Wirklichkeit und Wahrnehmung schwer auseinanderzuhalten sind. Nachdem israelische Tanklastwagen am Donnerstag früh die übliche Menge von zwei Millionen Litern Kraftstoff für die Stromherstellung, hunderte Tonnen Kochgas und eine reduzierte Menge Benzin beim Terminal Nachal Oz in den Gazastreifen fließen ließen, verkündete Israels Verteidigungsminister Ehud Barak eine Blockade. Beabsichtigt war, Druck auf die palästinensische Bevölkerung auszuüben, damit die Hamas den Raketenbeschuss auf die israelische Kleinstadt Sderot, auf Aschdod und grenznahe Kibbuzim einstellen möge. In letzter Zeit explodierten Salven mit bis zu 30 Raketen täglich in israelischen Grenzorten, während israelische Attacken auf Raketenschützen, Stellungen der Hamas und gezielte Tötungen palästinensischer Kämpfer mit über 300 Toten seit Jahresbeginn nur das Gegenteil bewirkten, nämlich noch mehr Raketenangriffe.
Über eine Großinvasion wird seit zwei Jahren geredet. Wahrscheinlich gibt es kein anderes wirksames Mittel gegen den Raketenbeschuss, solange eine "politische Lösung" ausgeschlossen ist. Doch kein Israeli will die Verantwortung für hunderte oder gar tausende Tote tragen, die ein massiver Einmarsch bedeuten würde. Und so blieb nur die Idee, die Hamas durch Stromausfall und Benzin-Kürzungen unter den Druck der eigenen Bevölkerung zu setzen, während Ministerpräsident Ehud Olmert wie eine Mantra wiederholte: "Wir werden eine humanitäre Krise im Gazastreifen nicht zulassen."
Es wird heißer gekocht
Freitags und samstags wird wegen Feiertag ohnehin nichts geliefert. Dennoch startete die Hamas schon am Sonntag früh mit dem Abschalten des Kraftwerks im Gazastreifen ihre konzertierte Kampagne des plötzlichen Notleidens der Menschen infolge der israelischen Blockade. Gleichwohl floss weiterhin israelischer Strom und deckte über 80 Prozent Bedarfs in Gaza. Und die Tanks des palästinensischen Kraftwerks waren doch erst am Donnerstag gefüllt worden. Pünktlich zu den Nachrichtensendungen in Israel und Europa, am Sonntag um 19:00 Uhr MEZ, standen in Gaza hunderte Kinder mit Kerzen bereit, als die Hamas den Strom ganz ausschaltete.
Gleichzeitig verschicken Menschenrechtsorganisationen, Caritas und Oxfam, Amnesty und Betzelem sowie Sprecher der UNO-Flüchtlingshilfeorganisationen tief besorgte Emails an die Presse. Sie "drohten" mit dem Ausbruch einer humanitären Krise "innerhalb von Tagen" oder "innerhalb von Wochen", falls Israel nicht sofort seine Blockade aufhebe. Verteidigungsminister Barak, dem schon als Premierminister eine unstete "Zickzack-Politik" vorgeworfen wurde, bekam kalte Füße und orderte am Dienstag die sofortige Lieferung von Kraftstoff für das Kraftwerk und eine reduzierte Menge Benzin. Die Lastwagen der UNO sollten wieder Mehl und Zucker austeilen können. Das Benzin wurde aber am Grenzterminal nicht abgeholt, "weil Israel nicht die volle Menge geliefert hat", protestierten Sprecher in Gaza.
Hamas verbucht politischen Sieg
Am Dienstagabend nutzte die Hamas die weltweite Welle des Mitgefühls, zumal Ägyptens Präsident Hosni Mubarak bei Olmert angerufen hatte, um eine Aufhebung der Blockade zu fordern. Tausende Demonstrantinnen von Hamas-Frauenorganisationen wurden zur ägyptischen Grenze bei Rafah vorgeschickt, um physisch die Blockade zu durchbrechen. Ägyptische Soldaten schossen mit scharfer Munition in die Menge. Mindestens eine Frau starb. Dutzende erlitten Verletzungen. Am Mittwochmorgen sprengte dann die Hamas (vor laufenden Kameras) die ehemals israelischen Grenzbefestigungen. Zehntausende Palästinenser, teilweise beladen mit schweren Koffern auf dem Rücken und Frauen mit Babys im Arm, strömten unkontrolliert von Gaza nach Ägypten.
Ratlos kommentierten israelische Experten das Geschehen an der einst schwer bewachten Grenze, während Hamas einen weiteren politischen Sieg verbuchte. Die israelische Blockade hat Hamas mit ihrer Kampagne und dem Aufbrechen der Grenze wirkungslos gemacht. Gleichzeitig zwang sie den Ägyptern die undankbare Aufgabe auf, nun für den Gazastreifen die Verantwortung zu tragen. Aus Kairo kommt schon die erste Schuldzuweisung, gegen Israel natürlich: Nur weil Israel den Ägyptern die Verlegung von zusätzlichen 700 Soldaten an die Grenze bei Rafah verweigert habe, könne der unkontrollierbare Menschenstrom "verhungernder Palästinenser" (so Präsident Mubarak) nicht gestoppt werden.
Kommentar
Die Palästinenser im Gazastreifen schwelgen nicht im Überfluss. Kein Zweifel. 79 Prozent Arbeitslosigkeit, abgeriegelte Grenzen und Mangel an Zigaretten machen das Leben schwer und unerträglich. Die "humanitäre Krise" wird bisher nur angedroht, also als politisches Brecheisen in einem globalen Chor von arabischen Politikern, UNO-Funktionären und friedliebenden Menschenrechtsorganisationen verwendet. Für die Nöte der Israelis in Reichweite der Hamas-Raketen ließen sie noch keine Tränen des Mitgefühls fließen.
Was sich auf dem Rücken der Menschen beiderseits der Grenze zum Gazastreifen abspielt, ist hohe Politik. Die islamistische Hamas-Organisation hat Israel, der Welt und der Autonomiebehörde in Ramallah bewiesen, dass sie die Politik mit Geschick und Gewalt bestimmen kann. Mit ihren Raketen auf Israel kann sie jegliche Friedenshoffnungen zerstören. Mit ihrer inszenierten Kampagne einer Instant-Krise, noch ehe Israels angekündigte Blockade überhaupt greifen konnte, machte sie Israels Politik lächerlich, weil ohne Biss.
Das von der Hamas grandios dirigierte weltweite Trommelfeuer der Kritik an Israel dürfte Jerusalem mehr schmerzen als die Raketen auf Sderot. Und jetzt hat sich die Hamas mit Erfolg auch noch über alle Abmachungen und Verträge zwischen Israel und Ägypten vor dem einseitigen israelischen Rückzug aus Gaza im Sommer 2005 hinweggesetzt.
Die Grenze zwischen Gaza und Sinai wurde kamerawirksam gesprengt und dann mit Bulldozern beiseite geräumt. Hiermit wischte Hamas die Osloer Verträge beiseite, die Grundlage der palästinensischen Selbstverwaltung, die Existenzberechtigung der Autonomie-Regierung in Ramallah und die vertragliche Abmachung, wonach Israel alle Außengrenzen kontrolliere. Zugleich rächte sich Hamas an der Weigerung von Anwar el Sadat, im Rahmen des Friedensvertrags mit Israel den Gazastreifen wieder von Ägypten verwalten zu lassen.
Fortan muss Ägypten zwangsweise schauen, wie es seine "grenzenlosen" Beziehungen mit den Brüdern der ägyptischen Moslembrüder in dem von Hamas beherrschten Gazastreifen gestaltet. Gleichzeitig wird sich die israelische Regierung fragen müssen, wie dumm sie nur sein konnte, eine Blockadepolitik zu beschließen, die erfahrungsgemäß zu einem Schuss ins eigene Knie werden musste.
Donnerstag, 24. Januar 2008
Gaza-Streifen-Blockade - Inszenierung einer Krise
Eingestellt von Markus am 24.1.08 0 Kommentare
Labels: Israel, Nachrichten
Hamburger Lektionen - die Nachtseite des »Dialogs mit dem Islam«
Wir wissen aber nicht Bescheid. Diesem Prediger geht es durchaus nicht bloß um schlichte Verwünschungen des dekadenten, unterdrückerischen Westens. Mohammed Fazazi schimpft und tobt nicht. Dieser Imam, der heute in Marokko eine langjährige Haftstrafe absitzt, hatte Verbindungen zu den Attentätern des 11. September sowie zu den Terroristen, die bei Anschlägen in Casablanca und Madrid Hunderte ermordeten. Die Ansprachen, die diesem Film zugrunde liegen, wurden im Jahr 2000 in der Hamburger Al-Quds-Moschee gehalten, einem Anlaufpunkt für Mohammed Atta und seine Gruppe. Sie wurden von einem Unbekannten gefilmt und als Videos unter Nachwuchs-Dschihadis vertrieben.
Alles in seinem Namen
Mit seinem beeindruckenden Film »Hamburger Lektionen« (Do. 24.01.2008 um 21:00 Uhr auf arte) erkundet Romuald Karmakar die Weltsicht eines islamistischen Predigers
Romuald Karmakars Film Hamburger Lektionen handelt vom Denken eines radikalen Islamisten, der zum Dschihad gegen den Westen aufruft. Dieser Tage muss man niemandem erklären, warum ein solcher Film wichtig ist: Das ganze Land beugt sich über Fritz und Daniel, unsere homegrown terrorists. Woher die kalte Entschlossenheit, woher der Glaube, im weltumspannenden Krieg mit den Ungläubigen zu stehen, und die Gewissheit, in diesem Kampf sei erlaubt, was jede überkommene Moral verbietet?
Karmakar lässt die Psychologie der Täter beiseite und schaut stattdessen auf das ideologische Angebot, das die Prediger des Dschihad jungen Männern unterbreiten. Es ist irreführend, die Hamburger Lektionen als Film über einen »Hassprediger« zu bezeichnen. Wer sich den zwei fesselnden Stunden dieses Films aussetzt, wird schnell bemerken, dass Karmakar sich nicht für die aufpeitschende, emotionale Seite der Predigten des Mannes namens Mohammed Fazazi interessiert. Wenn wir die Weltsicht eines Dschihadisten verstehen wollen, ist das bekannte Hassprediger-Outfit – Rauschebart, Dschellaba-Gewand, wutschnaubende Diktion – eher störend, weil es uns verleitet zu glauben, wir wüssten schon Bescheid.
Wir wissen aber nicht Bescheid. Diesem Prediger geht es durchaus nicht bloß um schlichte Verwünschungen des dekadenten, unterdrückerischen Westens. Mohammed Fazazi schimpft und tobt nicht. Dieser Imam, der heute in Marokko eine langjährige Haftstrafe absitzt, hatte Verbindungen zu den Attentätern des 11. September sowie zu den Terroristen, die bei Anschlägen in Casablanca und Madrid Hunderte ermordeten. Die Ansprachen, die diesem Film zugrunde liegen, wurden im Jahr 2000 in der Hamburger Al-Quds-Moschee gehalten, einem Anlaufpunkt für Mohammed Atta und seine Gruppe. Sie wurden von einem Unbekannten gefilmt und als Videos unter Nachwuchs-Dschihadis vertrieben.
Karmakar gibt uns nur das blanke Gesicht von Manfred Zapatka, der – auf einem schlichten Stuhl sitzend – zwei Vorträge von Mohammed Fazazi verliest. Zapatka tut dies gewohnt nüchtern, nur hier und da mit einem frontalen Blick in die Kamera akzentuierend. Wir finden uns direkt vor die Sprache und das Denken Fazazis gestellt. Ab und zu werden ihm Zettel mit Fragen gereicht, die er abliest und beantwortet. In den letzten Tagen des Ramadan 2000 nämlich gewährte der Imam seiner Gemeinde eine Art Kummerkastenstunde, bei der alle Themen angesprochen werden konnten. Einmal geht es um die Frage, ob die heiligste Nacht des Ramadan – Laylat Al-Qadr – eindeutig bestimmt werden kann. Leider seien sich die Gelehrten nicht einig, so Fazazi, man solle darum jede Nacht des Ramadan heiligen. Dann fragt jemand, ob eine Frau eine Flugreise ohne männlichen Begleiter tun darf, vorausgesetzt sie werde zum Flughafen gebracht und abgeholt. Nein, auch dann nicht, dekretiert der Imam, es könnte ja eine Notlandung erforderlich werden, und dann müsse die Frau im Hotel unter einem Dach mit Ungläubigen und Weintrinkern nächtigen.
Fazazi bezeichnet sich selbst als Salafi. Salafisten erkennen einzig den Propheten und die ersten drei Generationen seiner Jünger als Vorbilder an. Sie wollen den perfekten, reinen, unkorrumpierten Islam dieser durch allerlei Innovationen (bidah) verlorenen Frühzeit wiedergewinnen und die Theologie von allen außerislamischen Einflüssen – wie etwa der griechischen Logik – reinigen.
Doch Fazazi geht es um mehr. Allmählich flicht er in die Lebenshilfe Grundsätzliches ein. Wenn ich aufgrund eines Vertrages mit den Ungläubigen – also etwa mit einem deutschen Visum – hierhergekommen bin, muss ich dann nicht nach islamischer Auslegung die Gesetze achten?, fragt einer. Die Visabestimmungen entsprächen nicht der Scharia und seien damit ungültig, antwortet Fazazi. Aber gelten nicht für Ungläubige umgekehrt auch Schutzbestimmungen, sofern sie nicht gegen den Islam arbeiten und ihre Sonderabgaben zahlen? Das sei wohl so, wenn jene in einem islamischen Staat leben, in dem die Scharia gilt. Für die Ungläubigen im Westen aber gebe es keinen solchen Schutz. Ihre Ehre, ihr Hab und Gut, ihre Frauen und Kinder seien halal, sagt er, »antastbar«. Gerade weil sie in Demokratien leben, sind sie alle legitime Ziele des Dschihad. Weil in der Demokratie die Gewalt vom Volke ausgehe, und weil die westlichen Länder ein Weltsystem aufgebaut haben, das überall die Muslime bekriege, entrechte und beraube, seien alle Westler als Kombattanten zu betrachten und dürfen getötet werden, Kinder ebenso wie Soldaten. Den Muslimen Demokratie und Menschenrechte bringen zu wollen, ziele darauf, den Islam zu vernichten: Im Islam gibt es, so Fazazi, statt Volkssouveränität nur die Souveränität Gottes, und alle Rechte des Menschen leiten sich aus den Geboten Gottes.
Fazazi verfügt souverän über alle Register der postkolonialen Klage: Seit Jahrhunderten sind die Muslime beraubt, gedemütigt und betrogen worden. Migranten, sagt er, sind nichts anderes als moderne Sklaven. Der Reichtum des Westens beruht auf Raub von Menschen, Rohstoffen und Ideen. Doch seine Predigt dient nicht bloß der Abfuhr von muslimischen Demütigungs- und Ohnmachtsgefühlen. Ihm geht es um mehr: Fazazis Rede kreist um kriegerische Ermächtigung und politische Machtergreifung im Namen des Islam. Er ist kein Ultraorthodoxer, der das Gesetz besonders streng auslegt. Im altmodischen Gewand des Konservativen vertritt er in Wahrheit eine revolutionäre Botschaft. Er will seine Leute moralisch entsichern. Sie sollen nicht bloß hassen, sie sollen handeln. Und so ist es ja auch gekommen.
Es hat fast zwei Jahre gedauert, bis Romuald Karmakars Film in den Verleih kam. Was er zeigt, ist unwillkommen, weil es bestehende Ängste vor dem Islam verstärken könnte. Karmakar zeigt die Nachtseite unseres mühsamen »Dialogs mit dem Islam«. Darum sollte er auf Islamkonferenzen, in Schulen und vor allem in Moscheen diskutiert werden. Denn am Ende werden nur Muslime, die von der Auslegung ihres Glaubens als Machtergreifungsideologie angewidert sind, den Fazazis das Handwerk legen können.
Eingestellt von Markus am 24.1.08 0 Kommentare
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Sonntag, 20. Januar 2008
Obsession - The movie
Eine Doku über den Krieg des Islam gegen die "westliche" Welt und ihre Werte.
Mit vielen Beispielen aus Originalquellen wie dem arabischen, palästinensischen und iranischen Fernsehen. Interviews mit einem ehemaligem PLO-Kämpfer, der Tochter eines Selbstmordattentäters und vielen anderen interessanten Leuten.
Hier wird gezeigt, wie Kinder systematisch zum Hass und zum Töten bzw. Tod erzogen und gedrillt werden.
Sehr sehenswert.
Teil 1
Teil 2
Teil 3
Teil 4
Teil 5
Freitag, 18. Januar 2008
Arabischer Antisemitismus für Juden gefährlicher als Rechtsextremismus?
Wie bereits in meinem Blog berichtet, steigt der Anteil des arabisch Antisemitismus stark an. Vor allem durch Propagandasender, so wie der Hisbollah-Sender "al-Manar", steigt der Hass unter arabischen Jugendlichen auf Juden stark an.
Ein gesellschaftliches Tabu? Viele trauen sich, immer mehr darüber zu reden. Ein Artikel aus der "Zeit" (zwar schon älter - Juni 2007 - aber trotzdem richtig):
Viel gefährlicher für die jüdischen Gemeinden ist jedoch der spontane Alltagsantisemitismus mit islamischem Hintergrund – auf der Straße, in der U-Bahn, im Sportverein. In den Köpfen einiger muslimischer Jugendlicher hat sich ein tiefer Judenhass eingenistet. Einige sympathisieren offen mit der Judenvernichtung im »Dritten Reich«. »Hitler gefällt mir«, bekennt ein Jugendlicher der Alice-Salomon-Fachhochschule in Berlin. »Der hat’s damals richtig gemacht mit den Juden. Die Juden machen es jetzt genauso mit den Palästinensern.«
Solche Auffassungen tauchen auch in Rap-Songs auf, die unter Jugendlichen über Handy und Internet zirkulieren.
Kein Wunder, dass sich die Aggressivität immer häufiger in Straftaten entlädt. Zwar hat die überwiegende Zahl judenfeindlicher Vorfälle braune Wurzeln. Doch stieg die Zahl der Volksverhetzungen und Schmierereien mit muslimischem Hintergrund laut der polizeilichen Kriminalstatistik 2006 um mehr als 100 Prozent. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 88 registrierte antisemitische Straftaten mit muslimischen Tatverdächtigen. Dabei waren Gewalttaten noch eher selten. 2006 waren es sieben. Ein Beispiel aus dem Berliner Polizeibericht, Tatort Friedrichstraße: »Der Beschuldigte rief einer jüdischen Reisegruppe aus Litauen zu, dass es schade wäre, dass Hitler sie vergessen hätte. Er sei Palästinenser und würde alle Juden umbringen. Im Rahmen einer verbalen Auseinandersetzung trat er den Geschädigten in den Genitalbereich.«
Der Direktor des Berliner Landeskriminalamtes, Peter-Michael Haeberer, warnt davor, die Gefahr judenfeindlicher Straftaten mit muslimischen Tatverdächtigen wegen der geringen Zahl zu bagatellisieren. »Es gilt, die Zahl und die psychologische Wirkung zu betrachten. Schon Schmierereien hinterlassen einen ungeheuer negativen Eindruck.«
Eine Schlüsselrolle bei der antijüdischen Hetze spielen türkische und arabische Fernsehsender, deren Programme über Satellit auch in Wohnzimmer in Deutschland flimmern, vor allem die antijüdischen Slogans des Hisbollah-Senders al-Manar. Von Joachim Wagner Viele muslimische Jugendliche in Deutschland denken antisemitisch. Und ihre Gewaltbereitschaft wächst Berlin Nach einem 0:2-Pausenrückstand entlud sich der Frust der Helgoländer in groben Fouls und wüsten Beleidigungen. »Guck nicht so hässlich, du Scheißjude, ich ficke deine Mutter«, bekam Christopher Jeckl von seinem Gegenspieler ins Gesicht geschleudert. Zwei Makkabi-Spieler wurden nach dem Match im November 2006 bespuckt und körperlich angegriffen, eine Strafanzeige wollten sie nicht stellen. Ronald Popp, Trainer des TuS Makkabi: »Die Jungs haben sich aus Angst geweigert. Es kam zu bedrohlichen Äußerungen wie: Wir finden euch auch, wenn ihr uns anzeigt.« Zwei Monate vorher waren die antisemitischen Ausfälle für die zweite Herrenmannschaft des TuS Makkabi noch unerträglicher – diesmal beim Spiel gegen den VSG Glienicke im Osten Berlins. Nachdem Fans »Jude verrecke« und »Wir bauen eine UBahn nach Auschwitz« gebrüllt hatten und der Schiedsrichter gegen die braunen Krakeeler nicht eingeschritten war, verließ die jüdische Mannschaft den Platz. Es ist diese doppelte Bedrohung durch braunen und muslimischen Antisemitismus, die derzeit bei Juden dunkle Erinnerungen weckt. »Im Alltag sind immer weniger Juden bereit, ihr Judentum nach außen hin zu demonstrieren. Die Insignien, Kippa und Judenstern, werden nicht mehr öffentlich getragen«, sagt Gideon Joffe, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde in Berlin. Stephan J. Kramer, Generalsekretär des Zentralrats der Juden, registriert eine »steigende Gewaltbereitschaft unter vielen muslimischen Jugendlichen gegenüber Juden«. Ja, er geht sogar noch einen Schritt weiter: »Die Gewaltbereitschaft im muslimischen Lager ist vergleichbar mit der im rechtsextremen Lager.« In der Nacht zum 2.Oktober 2000 wurde ein Brandanschlag auf die Düsseldorfer Synagoge verübt. Für die rot-grüne Bundesregierung war dieser Terrorakt der letzte Anstoß, das NPD-Verbotsverfahren in Gang zu setzen. Pech nur, dass sie in diesem Fall die falsche Spur verfolgte. Denn bei den Ermittlungen stellte sich heraus, dass ein Palästinenser und ein Marokkaner die Molotowcocktails geworfen hatten. Zur Tat getrieben worden seien sie, bekannten sie später, durch Fernsehbilder eines toten palästinensischen Jungen, der von israelischen Soldaten erschossen worden war. Dass die erste antisemitische Gewalttat mit muslimischem Hintergrund in Deutschland im Oktober 2000 verübt wurde, ist kein Zufall. Mit dem Start der zweiten Intifada im September wuchs der Antisemitismus islamischer Einwanderer in Deutschland. Der Palästinakonflikt hat nach Ansicht des Islamwissenschaftlers Michael Kiefer die arabischen Gesellschaften »mit Antisemitismus aufgeladen«. Auch hierzulande glauben viele muslimische Jugendliche daran, dass deutsche Juden für die Politik Israels verantwortlich sind: Die Islamismus-Expertin Claudia Dantschke beobachtet eine »Vermischung von Israelkritik mit klassischen antisemitischen Stereotypen. Israel ist Symbol und Beweis dafür, dass der Jude böse ist.« Den Antisemitismus islamistischer Organisationen hat die Bundesregierung bekämpft, wo es juristisch möglich war: 2001 hat sie Kaplans »Kalifstaat«, 2003 die panislamische Hisb ut-Tahrir und 2006 den Verlag der türkischen Zeitung Anadoluda Vakit auch wegen antijüdischer Hetze verboten. Für den Präsidenten des Verfassungsschutzamtes von Nordrhein-Westfalen, Hartwig Möller, kann das nur ein Anfang sein. Sein Amt »beobachtet mit Sorge, dass der Antisemitismus in islamistischen Kreisen weiter zunimmt«. Viel gefährlicher für die jüdischen Gemeinden ist jedoch der spontane Alltagsantisemitismus mit islamischem Hintergrund – auf der Straße, in der U-Bahn, im Sportverein. In den Köpfen einiger muslimischer Jugendlicher hat sich ein tiefer Judenhass eingenistet. Einige sympathisieren offen mit der Judenvernichtung im »Dritten Reich«. »Hitler gefällt mir«, bekennt ein Jugendlicher der Alice-Salomon-Fachhochschule in Berlin. »Der hat’s damals richtig gemacht mit den Juden. Die Juden machen es jetzt genauso mit den Palästinensern.« Solche Auffassungen tauchen auch in Rap-Songs auf, die unter Jugendlichen über Handy und Internet zirkulieren. Kein Wunder, dass sich die Aggressivität immer häufiger in Straftaten entlädt. Zwar hat die überwiegende Zahl judenfeindlicher Vorfälle braune Wurzeln. Doch stieg die Zahl der Volksverhetzungen und Schmierereien mit muslimischem Hintergrund laut der polizeilichen Kriminalstatistik 2006 um mehr als 100 Prozent. Insgesamt gab es im vergangenen Jahr 88 registrierte antisemitische Straftaten mit muslimischen Tatverdächtigen. Dabei waren Gewalttaten noch eher selten. 2006 waren es sieben. Ein Beispiel aus dem Berliner Polizeibericht, Tatort Friedrichstraße: »Der Beschuldigte rief einer jüdischen Reisegruppe aus Litauen zu, dass es schade wäre, dass Hitler sie vergessen hätte. Er sei Palästinenser und würde alle Juden umbringen. Im Rahmen einer verbalen Auseinandersetzung trat er den Geschädigten in den Genitalbereich.« Der Direktor des Berliner Landeskriminalamtes, Peter-Michael Haeberer, warnt davor, die Gefahr judenfeindlicher Straftaten mit muslimischen Tatverdächtigen wegen der geringen Zahl zu bagatellisieren. »Es gilt, die Zahl und die psychologische Wirkung zu betrachten. Schon Schmierereien hinterlassen einen ungeheuer negativen Eindruck.« Eine Schlüsselrolle bei der antijüdischen Hetze spielen türkische und arabische Fernsehsender, deren Programme über Satellit auch in Wohnzimmer in Deutschland flimmern, vor allem die antijüdischen Slogans des Hisbollah-Senders al-Manar. In einigen Berliner Schulen wird das Leben für jüdische Schüler durch Konflikte mit muslimischen Kameraden immer unerfreulicher. Im November 2006 konnte ein jüdisches Mädchen zwei Tage nur unter Polizeischutz in ihre Schule gehen, weil ein Eifersuchtsstreit mit einer muslimischen Mitschülerin eskaliert war. Das beschimpfte und geschlagene Mädchen ist inzwischen auf ein jüdisches Gymnasium gewechselt. Dort haben in jüngster Zeit zehn jüdische Schüler Zuflucht gesucht, weil sie Judenwitze und Beleidigungen muslimischer Schüler auf ihren früheren Schulen nicht mehr aushalten konnten. Zu ihnen gehört auch Mark B.: »Muslimische Jugendliche haben permanent Judenwitze gemacht, über die alle gelacht haben. Und bei einem Klassenausflug ins KZ Sachsenhausen sagte ein Mitschüler vor einem Verbrennungsofen: Mark, da gehörst du hin.« Seinen Lehrern seien solche Vorfälle »egal« gewesen, sagt Mark B. Die türkische und die palästinensische Gemeinde in Berlin sehen die Gefahr, versuchen sie aber zu relativieren. »Stereotype wie ›Den Holocaust hat es nie gegeben‹ kommen in der muslimischen und der deutschen Gesellschaft vor«, sagt Ahmad Muhaisen, Vorsitzender der palästinensischen Gemeinde. Er verurteilt zwar »Einzelfälle«, warnt aber davor, »dass die jüdische Gemeinde diese Vorfälle hochspielt und damit von dem ursprünglichen Thema, dem Zuwachs des Rechtsradikalismus in Deutschland, ablenkt«. In Berliner Stadtteilen mit einem hohen islamischen Bevölkerungsanteil ist die Atmosphäre so feindselig geworden, dass einige Juden weggezogen sind. Das würde Alexander Golubs nie tun, obwohl er schon mehrfach attackiert wurde. Auch den Davidstern will er weiter offen tragen: »Der Davidstern ist ein Stück unserer Religion, der schon ein paar Tausend Jahre alt ist. Damit sollte man sich in der multikulturellen Gesellschaft nicht verstecken. Ich will damit beweisen, dass Toleranz in Berlin noch existiert.«»Hitler gefällt mir«
In der zweiten Halbzeit stand das Spiel der A-Jugend von TuS Makkabi, einem jüdischen Fußballverein, und dem TSV Helgoland mit vorwiegend muslimischen Spielern kurz vor dem Abbruch.
Eingestellt von Markus am 18.1.08 0 Kommentare
Diskussion um Absage für den Papst: Was bedeutet Galileo für uns heute?
Die katholische Kirche und die Inquisition. Auch viele Christen schütteln darüber nur ungläubig den Kopf und sind froh, dass es einen Galileo Galilei gab, der der Kirche die Stirn geboten hat.
- Oder war es doch anders?
Hier ein Artikel aus der Zeitung "WELT":
Nicht Galileis Argumente waren ketzerisch. Verdammenswert war die blinde, rücksichtslose Überheblichkeit, mit der er sie ins Universum hinausposaunte. Ohne sich zu überlegen, was er damit, außerhalb seines akademischen Fachbereichs, anrichtete. Der Fall Galileo Galilei war schlimmer: Dieser verantwortungsloseste aller Wissenschaftler war im Begriff, die ganze Menschheit zu beschädigen.
Kaum war Galileo Galilei 1609 der grosse Scoop mit dem „nuncius sidereus“ gelungen, da stellte er schon das „von ihm erfundene Fernrohr“ hoch auf dem Campanile von San Marco in Venedig auf. Um ihn herum Venedigs Feldherrn. Stolz richtete er das Objektiv auf die Kriegs- und Handelsschiffe unten in der Lagune. Vor dem staunenden venezianischen Militär pries er die Vorzüge seiner angeblichen Erfindung mit folgenden Worten: „Auf dem Meere werden wir die Fahrzeuge und Segel des Feindes zwei Stunden früher entdecken, als er unser ansichtig wird. Indem wir so die Zahl und Art seiner Schiffe unterscheiden, können wir seine Stärke beurteilen, um uns zur Verfolgung, zum Kampf oder zur Flucht zu entschliessen. Ebenso lassen sich auf dem Lande die Lager und Verschanzungen des Feindes innerhalb seiner festen Plätze von entfernten, hochgelegenen Stellungen aus beobachten und auch auf offenem Felde zum eigenen Vorteil jede seiner Bewegungen und Vorbereitungen sehen und in allen Einzelheiten unterscheiden.“
Aufschlussreicher als das, was einer sagt, ist aber die Art, wie er es sagt. „Wir werden“, „wir können“, „wir unterscheiden“, „wir beurteilen“, das ist, obwohl aus Galileis Mund hoch auf dem Campanile von San Marco ertönend, nicht etwa der Plural majestatis. Es ist das "Wir" bedenkenloser und vorbehaltloser Anbiederung eines Wissenschaftlers mit dem Militär.
In Würdigung solchen militärischen Diensteifers verlieh der Rat von Venedig dem Florentiner auf der Stelle ein Jahresgehalt von tausend Gulden sowie einen Lehrstuhl für Mathematik auf Lebenszeit.
Ein epochaler Januskopf: Champion der Emanzipation der Wissenschaft aus kirchlicher Knechtschaft und Märtyrer moderner Geistesfreiheit, das ist, von vorn betrachtet, das schöne Gesicht der Kultfigur Galileo Galilei. Von hinten betrachtet aber ist dies die hässlichste aller akademischen Fratzen: ein Naturwissenschaftler, der übereifrig, skrupellos sein Wissen und seine Technik in den Dienst politischer Tyrannen stellt. Und ihrer Feldherrn.
Mit moralischen Urteilen war die Inquisition nie so voreilig wie die atheistische Moderne. In diesem exemplarischen Falle allerdings soll das Urteil einem deutschen Atheisten überlassen werden.
In seinen „Aufzeichnungen zum ‚Leben des Galilei’“ schreibt Bertolt Brecht: „Galileis Verbrechen kann als die ‚Erbsünde’ der modernen Naturwissenschaften bezeichnet werden.“ Und für alle jene, die etwas Mühe haben zu verstehen, fügt er hinzu: „Die Atombombe ist sowohl als technisches als auch soziales Phänomen das klassische Endprodukt seiner wissenschaftlichen Leistung und seines sozialen Versagens.“
Warum die Inquisition im Fall Galilei Recht hatte
Die Schande der Inquisition ist deshalb die Glorie Galileo Galileis. Mögen ihn die Foltermönche jenes unmenschlichen Tribunals einen Augenblick in die Knie gezwungen haben, so steht er doch für alle Zukunft aufrecht vor uns. In ihm verkörpern sich jene beiden Ideale, mit denen die Moderne die mittelalterliche Dunkelmännerei überwunden hat: Freiheit des Denkens und – untrennbar mit ihr verbunden – freie, unvoreingenommene Erforschung der Wahrheit. Nur hat Galileo Galilei nie in einem Kerker der Inquisition geschmachtet. Und nicht einen Augenblick wurde er gefoltert. Wohl wurde er „ad formalem carcerem“ verurteilt. Mit „Proforma-Gefängnis“ ist das bestens übersetzt. Selbst während jener wenigen Tage des Prozesses, die er, zuerst im Frühling, dann im Sommer 1633, im Palast der Römischen Inquisition verbringen musste, hat er nicht in einem Folterkeller bei Wasser und Brot gesessen. Der Fiskal, einer der höchsten Beamten der Römischen Inquisition, hat ihm eine ganze Flucht schöner Zimmer in seiner privaten Wohnung überlassen. Sein eigener Diener hat ihm dort den Tisch gedeckt – nicht aus dem Blechnapf, sondern aus der Küche der florentinischen Botschaft. Sie stand im Ruf, die beste von ganz Rom zu sein.
In diesem Jahr 1610, das bezeugen alle, befand sich Galileo Galilei in einem Zustand hochgradiger Erregung. Nicht nur innerlich, sondern auch in seiner äußern Art, zu reden und sich zu gebärden. Soeben hatte er ein kleines Heft mit dem Titel „sidereus nuncius“ veröffentlicht: „Der Sternenbote“. Das klingt nach harmlosem Almanach. Noch harmloser war die Auflage: 550 Stück. Doch zu Recht hat man die Wirkung jener winzigen lateinischen Druckschrift verglichen mit der Faszination, die Hunderte von Millionen Menschen im 20. Jahrhundert erfasst hat, als sie im Fernsehen Zeugen wurden, wie der erste Mensch auf dem Mond landete. Schon das Titelblatt versprach „magna, longeque admirabilia spectacula“. Das heißt auf deutsch: „große Sensationen“. Doch die eigentliche Sensation war absichtsvoll im Inneren verschlüsselt. Wer nur ein bisschen Latein konnte, der verstand, dass Galileo Galilei „perspicilli nuper a se reperti“ – mit dem „neulich von ihm erfundenen Fernrohr“ – den Beweis erbringe, dass nicht die Sonne sich um die Erde, sondern im Gegenteil die Erde sich um die Sonne drehe.
So berauscht war Galileo Galilei von seinem Triumphzug durch die römischen Salons, dass er eins nicht merkte. Wie leidenschaftlich auch das Rom des 17. Jahrhunderts dem Geniekult huldigte, etwas anderes machte den Römern noch größeren Spaß: so ein hochgefeiertes Genie zu verspotten. Wo immer sich vor ihm die Bewunderer sammelten, kicherten hinter ihm die Spötter: „Schaut, da kommt er, der das Fernrohr erfunden hat.“ Und sie zwinkerten einander zu.
In unbedachter Leidenschaft wählte er die Vorwärtsverteidigung. Bellarmin zum Trotz veröffentlichte er 1616 seinen „Diskurs über Ebbe und Flut“. Endgültig, trumpfte er auf, sei ihm jetzt gelungen zu beweisen, dass nicht die Erde, sondern die Sonne der Mittelpunkt des Universums sei. Die Gezeiten der Meere nämlich seien dafür der empirische Beweis. Die Inquisition schüttelte den Kopf. Italiens Astronomen schüttelten ebenfalls den Kopf. Dass Ebbe und Flut nicht von der Sonne abhangen, sondern, wie das Wohl und Weh der Frauen, vom Mond, weiß inzwischen jedes Kind. Damals wusste es schon jeder Astronom – und konnte es beweisen. Dringend, mündlich zuerst und zuletzt auch schriftlich, hatte Bellarmin Galilei ermahnt, er möge gewiss seine Forschungen weiterführen und seinen kopernikanischen Standpunkt ruhig weitervertreten, jedoch im Sinne einer noch beweisbedürftigen Hypothese. Galilei hat den Rat missachtet.
Erst ein halbes Jahrhundert später, hat sich – dank Newtons Entdeckung des Fallgesetzes – herausgestellt, dass Kopernikus recht hatte. Zur Hälfte jedenfalls. Denn auch er und mit ihm Galilei irrten in der Hypothese, die Sonne sei der Mittelpunkt der Welt. Es ist deshalb wohl doch zu hoch gegriffen, Galilei mit Archimedes zu vergleichen. Denn im Grunde ist Galileo Galilei im Jahr 1633 mit seinem holländischen Fernrohr so umgegangen wie Erich von Däniken im 20. Jahrhundert mit den Spuren der Außerirdischen im Urwald von Peru. Es ist ja durchaus möglich, dass Außerirdische uns besucht haben. Möglich auch, dass sie uns noch besuchen werden. Auch wenn es nicht so in der Bibel steht, darf dieser Hypothese wissenschaftlich nachgegangen werden.
Das militärische Debakel in Deutschland war schlimm genug. Ein biblisches Debakel konnte Urban VIII. sich jetzt nicht mehr leisten. Der ganzen Christenheit musste er dramatisch zeigen, dass nicht Sankt Peter in Genf, sondern Sankt Peter in Rom der Fels wahrer Bibeltreue war. Urban VIII. musste einem Galileo Galilei den biblischen Meister zeigen. Nicht eigentlich wegen Ketzerei wurde Galileo Galilei verurteilt, sondern – die Formulierung ist geradezu protestantisch – weil er Ansichten vertreten habe, die „der Heiligen Schrift zuwider“ seien.
Eingestellt von Markus am 18.1.08 0 Kommentare
Labels: christen, Wissenschaft
Donnerstag, 17. Januar 2008
Jugendliche Intensivtäter - warum und woher?
Darf man so eine Frage stellen? Zum Glück gibt es Leute, die solche Fragen stellen. Z.B.:
Roman Reusch ist Chef der Intensivtäterabteilung bei der Berliner Staatsanwaltschaft. Er vertritt Ansichten, mit denen seine Vorgesetzten nicht einverstanden sind und soll deswegen aus “fürsorglichen Gründen” versetzt werden. Hier ein Vortrag von ihm über Migranten mit Kriminalitätshintergrund:
http://www.hss.de/downloads/071207_VortragReusch.pdf
Ein paar Ausschnitte aus dem Vortrag:
Insgesamt haben knapp 80 % aller eingetragenen Intensivtäter einen Migrationshintergrund.
Der Anteil der ethnischen Deutschen liegt nach Abzug der Russland-Deutschen bei rund 17 %, bei Zuzählung derselben bei rund 20 %. Der Annahme, daß es ohne die Migrationsbewegungen der letzten Jahrzehnte kein nennenswertes Intensivtäterproblem gäbe, könnte somit schwerlich widersprochen werden.
[...]
Die Täter stammen – jedenfalls aus gesamtgesellschaftlicher Perspektive – von wenigen Ausnahmen abgesehen aus sozial randständigen Familien, insbesondere solchen mit bildungsfernem Hintergrund. Gleichwohl finden sich je nach ethnischer Herkunft erhebliche Unterschiede. So stammen die ethnischen Deutschen regelmäßig aus Familienverhältnissen, welche üblicherweise als kriminalitätsfördernd beschrieben werden. Alkoholmißbrauch, fehlende Zuwendung für die Kinder, Gewalt innerhalb der Familie etc. bestimmen das Bild und damit die Kindheit und Jugend der dort aufgewachsenen Täter. Hiervon unterscheiden sich die Familienverhältnisse der orientalischstämmigen Täter meist deutlich. Hier findet man vorwiegend Familien vor, die sich selbst keineswegs als irgendwie auffällig empfinden oder gar beschreiben würden, sondern die sich mehr oder minder nahtlos in die übrigen Migrantenfamilien ihres Wohngebietes einordnen und die – gemessen an den eigenen Maßstäben – meist auch über halbwegs intakte familiäre Strukturen verfügen. Übereinstimmendes Merkmal zwischen den verschiedenen orientalischen Ethnien dürfte die Gewaltanwendung des männlichen Familienoberhauptes gegenüber seiner Familie sein. Körperliche Züchtigungen, auch heftige Schläge, sind, wie die jungen Migranten immer wieder berichten, gängige Erziehungspraxis.
Dem devianten Verhalten ihrer Söhne stehen diese Familien teils unwissend, teils verharmlosend, aber auch hilflos gegenüber. Die heimatliche Tradition verbietet es geradezu, Hilfen von außerhalb, noch dazu eine solche des fremden Staates, zuzulassen oder gar zu erbitten. Bei den bereits beschriebenen türkischkurdisch-libanesischen Großfamilien muss zudem davon ausgegangen werden, dass dort keineswegs selten eine konsequente Erziehung zur professionellen Kriminalitätsausübung stattfindet. Aus Berichten von Mitarbeitern der Jugenduntersuchungshaftanstalt Kieferngrund wissen wir, dass Jugendliche aus solchen Familien schildern, wie sie von Kindesbeinen an von ihren Müttern bereits zum Stehlen angehalten wurden und z.B. erst nach Hause zurückkehren durften, wenn eine bestimmte Mindestbeutesumme erreicht war. In diesen Familien gilt seit je her – wie vor einiger Zeit die Geschäftsführerin des Arabischen Frauenvereins „Al-Dar“, Frau Abul-Ella, auf einer Diskussionsveranstaltung erläuterte – der Leitsatz:
„Knast ist für Männer“. Bei diesen Familien wird somit als völlig normale Gegebenheit vorausgesetzt, dass ihre Männer früher oder später Haftstrafen zu verbüßen haben, dies ist Teil des „Geschäftskonzepts“. Jugendliche aus solchen Familien dazu anzuhalten, zu lernen und zu arbeiten, kommt dem Versuch gleich, Wasser mit einem Sieb aufzufangen. Sie erleben schließlich, dass ihr Vater, die älteren Brüder, Cousins, Onkel etc. ebenfalls kaum lesen und schreiben können und trotzdem „dicke Autos“ fahren.
Generell wachsen die meisten der bei uns geführten Täter in einem Umfeld auf, indem – jedenfalls für junge Männer - die Begehung auch schwerster Straftaten zur völligen Normalität gehört, weshalb die meisten auch schon in strafunmündigem Alter delinquent werden. Sie wissen zwar, dass ihr Handeln grundsätzlich verboten ist, dies schert sie jedoch wenig. Sie haben eine Selbstbedienungsmentalität entwickelt, die darauf abzielt, sich zu nehmen, was immer sie wollen und wann und so oft sie es wollen. Ihre Taten dienen in erster Linie der Finanzierung eines aufwendigen Lebensstils, den sie sich bei ihrem Bildungs- und Ausbildungsstand durch Arbeit nie leisten könnten. Außerdem erlangen sie durch ihr „Gangstertum“ in ihrem Umfeld ein durch Arbeit ebenfalls nicht erlangbares Sozialprestige. Sie mieten sich hochwertige Autos, wofür sie in bar zahlen, und fahren an Schulen und anderen Jugendtreffpunkten vor, um mit ihrem Lebensstil anzugeben. Bei Begehung der Taten legen sie auch stets Wert darauf, ihre Opfer zu demütigen und zu erniedrigen, woraus sie für sich selbst ein weiteres Mal Bestätigung ziehen.
[...]
Opfer sind ganz überwiegend Nichterwachsene. Nach den Feststellungen der zuständigen Dienststelle des Berliner Landeskriminalamtes haben in Berlin Jugendliche ein 40fach höheres Risiko als über 60-jährige, Opfer einer Gewalttat zu werden. Für dieses Risiko zeichnen u.a. die von uns bearbeiteten Täter verantwortlich. Erwachsene werden nur vereinzelt und meist auch nur dann Opfer, wenn sie konstitutionell in ihrer Abwehrfähigkeit herabgesetzt sind, wie z.B. alte Menschen oder aber auch Betrunkene. Mädchen und junge Frauen, die diesen Tätern im wahrsten Sinne des Wortes in die Hände fallen, müssen immer auch damit rechnen, Opfer sexueller Übergriffe zu werden, meist einhergehend mit wüsten Beschimpfungen wie „deutsche Schlampe, deutsche Hure etc.“. Gerade solche Taten sind häufig von einer Anmaßung und Menschenverachtung seitens der Täter geprägt, die ihre Wurzeln meist im national-religiösen Überlegenheitswahn muslimischer Jungkrimineller haben, welcher sich gerade gegenüber "ungläubigen“ Frauen und Mädchen in besonders abstoßender Weise äußert. Die diesen Taten zugrundeliegende Einstellung kommt auch darin besonders deutlich zum Ausdruck, daß der größte Vorwurf, der einem muslimischen Mädchen gemacht werden kann, der ist, sie benehme sich wie eine Deutsche. Generell ist zu konstatieren, daß in jüngerer Zeit ausgesprochen deutschfeindliche – wie übrigens auch antijüdische - Übergriffe zunehmen.
[...] dass die zahlenmäßig größte Tätergruppe, nämlich junge männliche Kriminelle orientalischer Herkunft, in einer Sozialisation heranwachsen, in welcher - außerhalb der Familie - das Bestehen eines gänzlich gesetzlosen Lebenskonzeptes zur weitverbreiteten Normalität gehört. Die Angehörigen dieser Tätergruppe zeichnen sich denn auch insbesondere durch völlig fehlende Unrechtseinsicht und weitgehende Resistenz gegen polizeiliche und justizielle Maßnahmen aus. War dies früher nur ein sich aufdrängender Eindruck, so ist nunmehr in zahlreichen Fällen durch Erstellung der Lebensläufe bewiesen, dass weder polizeiliche Vorladungen und Vernehmungen noch gerichtliche Hauptverhandlungen für sich genommen auch nur den geringsten Eindruck auf diese Täter zu machen scheinen. Selbst kurzzeitige Freiheitsentziehungen wie vorläufige Festnahmen und Arreste gehen scheinbar spurlos an ihnen vorbei. Nicht einmal der Erlaß von Haftbefehlen mit sofortiger Haftverschonung oder die drohende Verurteilung zu einer Jugendstrafe mit Bewährung respektive Vorbewährung kann die übergroße Mehrheit von ihnen von weiterer serienmäßiger Begehung schwerer Straftaten abhalten. [...] Es gibt nur eine einzige Maßnahme, die sie wirklich beeindrucken könnte, nämlich die Haft. So entspricht es polizeilichen Erfahrungen, dass Täter, die bereits einige Monate Untersuchungshaft hinter sich haben, in ihrem Auftreten und Verhalten deutlich vorsichtiger geworden sind.
Eingestellt von Markus am 17.1.08 0 Kommentare
Labels: Familie, Gesellschaft, Nachrichten
Dienstag, 15. Januar 2008
Österreicher - mal ganz anders
Oft sind ja die Österreicher Gegenstand des Spottes. Manchmal schauen wir eher von oben auf die "Schluchtis" herab und ärgern uns auch über ihre Borniertheit oder ihre Minderwertigkeitskomplexe.
Aber in letzter Zeit habe ich 3 gute Aktionen von Österreichern gefunden:
http://www.europe4christ.net
http://www.christianophobia.eu
Hier geht es um einen Zusammenschluß europäischer Christen zum täglichen Gebet.
Auf der 2.Seite kann man melden, wenn man als Christ in irgendeiner Weise benachteiligt oder attackiert wird.
www.blazinggrace.de
www.nacktetatsachen.at
Hier geht es um ein "heißes" Thema, oft verschwiegen, aber doch sehr präsent - im Verborgenen: Pornographie unter Christen. Wichtiges Thema, das weit mehr Relevanz hat, als man annehmen würde.
www.stopthebomb.net
Österreicher und Deutsche machen immer noch sehr gerne Millionen-Geschäfte mit dem iransichen Regime - trotz aller internationalen Proteste gegen den Bau von Nuklearwaffen und den Drohungen von Präsident Ahmadinedschad gegen Israel.
Hier kann man einen Aufruf unterschreiben, diese Art von Geschäften gegen alle Ethik zu stoppen.
Eingestellt von Markus am 15.1.08 0 Kommentare
Menschen müssen nicht mehr "gerade stehen" - denken einige
Selbstmordattentäter, die sich ins Jenseits sprengen und dabei Menschen mitnehmen, die gerne ihren Pfefferminztee in Ruhe zu Ende getrunken hätten, sind verzweifelte Opfer der Umstände, unter denen sie aufwachsen mußten.
Rabiate Moslems, die ihre Geiseln enthaupten, zahlen es dem Imperialismus heim. Migrantenkinder, die ihre Lehrer verhauen, wehren sich gegen ihre Ghettoisierung. Analphabeten, die Bücher verbrennen, weil sie sich von deren Inhalt beleidigt fühlen, suchen den Dialog mit den arroganten Dichtern. Alles schön und gut.
Aber das hier, das übertrifft alles. Zwei junge Schläger, die sich gegen einen Rentner gewehrt haben, der sie “angemacht” hatte. Das konnten sie ihm nicht durchgehen lassen. Der legte sich dann zehn Tage in die Klinik, nur um seinen Opfern eine Mordanklage anhängen zu können.
UPDATED am 16.01.2008
Die Menschen, die glauben, dass man alles erklären kann und dass niemand für nichts gerade zu stehen hat, was er getan hat, sind zweierlei: Verführte und Verführer.
Jeder Mensch muss vor Gott für das Rechenschaft ablegen, was er getan hat. Und dann ist da Vergebung möglich, wenn man seine Schuld bekennt.
Aber dieses reflexartige "der kann doch gar nicht dafür" und "der andere hat ihn doch böse provoziert und ist selbst schuld", ist in diesem Fall absolut unangebracht.
Kostprobe?
Da waren sie wieder diese urdeutschen Verhaltensmuster, diese notorische Anmache ihnen nicht bekannter Menschen, diese penetranten Belehrungen über den Lauf der Dinge und der Welt, dieses Zuständig-Sein für Alles und Jeden, diese Mischung aus Oberlehrer, Blockwart und Polizist, dieser Versuch des zielgerichteten psychischen (und später physischen) Niedermachens. Und da war sie auch, jene Grenze, die der Andere nicht überschreiten dürfte: Keinen Zeigefinger mehr! Keine Disziplinierung! Keine dumme Anmache mehr!
Wie kann man so ein Verhalten ent-"schuldigen"???
So flieht der Mensch vor der Verantwortung, die er hat. Schiebt sämtliche Schuld von sich auf Andere und hält sich sauber.
Nicht akzeptabel.
UPDATE:
aus http://www.faz.net
Eine der größten Leistungen der deutschen Nachkriegsgesellschaft war es, den „inneren Feind“ nicht zu postulieren, trotz aller Konflikte und Kontroversen nicht. Umso bedauerlicher, dass es jetzt ein geschätzter Kollege tut, und zwar mit den Mitteln jener Gesellschaftskritik der sechziger Jahre, die in jedem Hausmeister den Nazi und in jedem Rentner den Kleinbürger sah. Der Kollege Jens Jessen, Feuilletonchef der „Zeit“, vertritt in einem Videoblog seiner Zeitung, mit Blick auf den U-Bahn-Überfall in München, eine neue These. Er fragt, ob der Rentner, der in der U-Bahn sich das Rauchen verbat, nicht nur das letzte Glied einer Kette „unzähliger Gängelungen und Ermahnungen“ sei, die Ausländer in Deutschland zu erleiden haben und in diesem Fall das Fass zum Überlaufen brachte.
Vielleicht, so Jessen, kam es deshalb zu der - auch von ihm so bezeichneten - unentschuldbaren Tat. Das widerspricht zwar seiner späteren Pointe, dass es sich in München in erster Linie um gleichsam internationale Berufskriminelle handele, aber es dringt vor zur Schlussfolgerung: Er stelle die Frage, so Jessen, ob unser Problem in Wahrheit nicht darin bestehe, „dass es zu viele besserwisserische deutsche Rentner gibt, die den Ausländern hier das Leben zur Hölle machen und vielen Deutschen auch“.
Da das Video gestattet, in Jessens Gesicht zu lesen, spricht wenig dafür, dass er das ironisch meint. Vermutlich meint er es ernst...
http://www.zeit.de/online/2008/03/intoleranz-video-leserbeitraege
Eingestellt von Markus am 15.1.08 0 Kommentare
Labels: Gesellschaft, Werte
Sonntag, 13. Januar 2008
Nachrichten dieser Zeit
Die Nachrichtenindustrie schafft eine künstliche Medienwelt, die nichts mit der realten Welt gemeinsam hat, meint der holländische Auslandsreporter Joris Luyendijk: Die Nachrichtenindustrie schafft eine künstliche Medienwelt, die nichts mit der realten Welt gemeinsam hat, meint der holländische Auslandsreporter Joris Luyendijk. taz: Herr Luyendijk, als Sie Korrespondent für die arabische Welt wurden: Was hat Sie anfangs am meisten überrascht? Joris Luyendijk: Dass die Mehrheit der Auslandskorrespondenten kein Arabisch spricht! Ob man nun die New York Times, Newsweek oder die Süddeutsche Zeitung nimmt - selbst der berühmte britische Journalist Robert Fisk spricht kein Arabisch. Ich finde das immer noch unglaublich. JORIS LUYENDIJK, 36, war fünf Jahre lang als Korrespondent für niederländische Medien im Nahen Osten unterwegs. Zuvor hatte er Sozialwissenschaften und Arabisch studiert. Sein selbstkritischer Bericht über seinen Job avancierte in den Niederlanden zum Sachbuch-Bestseller. Auf Deutsch ist sein Buch unter dem Titel "Wie im echten Leben. Von Bildern und Lügen in Zeiten des Krieges" im Tropen-Verlag (19,80 Euro) erschienen. An welchem Punkt haben Sie Ihr Vertrauen in die gängige Berichterstattung verloren? Das Schüsselereignis war der 11. September 2001. Mich hat bestürzt, dass es über die jahrzehntelange Unterstützung arabischer Diktaturen durch den Westen anfangs überhaupt keine Debatte gab. Das war wie ein Tabu, wie eine geheime Verschwörung: Wir sprechen jetzt einfach nicht über den weißen Elefanten im Raum. Wir können über alles andere reden: den Lärm, den Dreck, die Scheiße des Elefanten - aber nicht über den Elefanten selbst. Dass dieser weiße Elefant eine Diktatur ist. Und dass diese Diktatur nur dank unserer Unterstützung überlebt. Sie eröffnen Ihr Buch mit einem Zitat aus einem Song von Leonhard Cohen: Es gibt einen Krieg zwischen denen, die sagen, es ist Krieg, und denen, die sagen, da ist keiner. Ist das die Grundthese Ihres Buches? Ich glaube, als Journalist kann man nicht wirklich objektiv sein. Nehmen wir etwa den Nahostkonflikt. Wir Journalisten geben da immer den Radikalen das Wort. Die radikalen Israelis sagen, der Terror der Palästinenser beweist, dass sie keinen Frieden wollen. Und die radikalen Palästinenser sagen, nein, die israelische Regierung ist der wirkliche Verbrecher. Würden wir einem Aktivisten der Friedensbewegung das Wort geben, dann bekämen wir ein ganz anderes Bild. In Ihrem Buch schreiben Sie über medial bedingte Missverständnisse. Haben Sie dafür ein prägnantes Bespiel? Die palästinensischen Steinewerfer sind mein Lieblingsbeispiel. Als ich damals in Beirut wohnte, bat mich meine Redaktion, nach Ramallah zu fahren. Ich hatte im Fernsehen Bilder von Steinewerfern gesehen, und diese Szenen sahen wirklich furchtbar aus. Ich dachte, jetzt gehe ich in den Krieg. Als ich dann endlich in Ramallah ankam, war es dort so friedlich wie in Köln oder Amsterdam: Kinder kamen aus der Schule, Busse fuhren ihre Runden, die Tomaten waren im Sonderangebot. Als ich dann nach den Steinewerfern fragte, antwortete man mir: Immer geradeaus, dann nach links. Dort finden Sie jeden Tag nach zwei Uhr die Steinewerfer. Und tatsächlich, am nächsten Tag habe ich dort dann die Steinewerfer angetroffen. Die Bilder auf CNN hatten ein völlig verzerrtes Bild geliefert. Woran lag das? An den Nahaufnahmen. Wenn man eine andere Kameraperspektive gewählt hätte, dann hätte man erkennen können, dass es da auch Zuschauer gab, die in Ruhe ihren Falafel aßen. Wenn man einen anderen Blickwinkel gewählt hätte, dann hätten die Bilder aber eben auch nicht halb so dramatisch gewirkt. Was kann man gegen solche Verzerrungen tun? Wir müssen die Auswahl dessen, worüber berichtet wird, besser prüfen. Ein Beispiel: Wenn israelische Regierungen in einem Jahr zwischen 1.000 und 3.000 Palästinenser ermorden, dann bekommt das sehr viel Aufmerksamkeit. Aber wenn Russland in Tschetschenien 100.000 Leute ermordet, dann wird darüber kaum berichtet, denn es ist für einen Journalisten praktisch unmöglich, nach Tschetschenien zu gehen. Im Laufe eines Jahres finden sich in unseren Medien deshalb vielleicht drei oder vier Berichte über Tschetschenien - und 25 über Israel. Deshalb denken die Zuschauer, dass Israel wirklich ein schrecklicher Staat ist. Dabei ist Israel im Vergleich noch ein sehr anständiger Staat. Sie beschreiben in Ihrem Buch, wie Korrespondenten vor Ort arbeiten. Wie sieht das aus? Ich dachte einmal, ein Journalist sei jemand, der einfach aufschreibt, was geschieht. Dann habe ich gelernt, wie der heutige Fallschirm-Journalismus funktioniert: Man macht eine Punktlandung, wie mit einem Fallschirm. Und wenn man ankommt, braucht man vor Ort einen Dolmetscher und einen "Fixer", der einem die Termine "fixt" - das ist jemand, der einem in Gaza-Stadt eine Witwe organisiert, die bei einem israelischen Angriff ihren Mann verloren hat. So ein Fixer hat meist ein ganzes Portefeuille solcher Kontakte parat, aus denen ich dann auswählen kann. Der gleiche Fixer arbeitet auch für die New York Times, die BBC und die Süddeutsche Zeitung. Und er weiß, wie wichtig vor allem fürs Fernsehen die Originalzitate sind, die sogenannten O-Töne. Was ist daran so besonders? Im Fernsehen hat man im Schnitt nur 12 Sekunden für einen O-Ton. Man braucht also in der Regel einen Interviewpartner, der versteht, dass er nur 12 Sekunden hat - und keine 12 Minuten. Diese Fixer haben meist eine Liste von solchen "Talking Heads" bereit. Es ist dabei nicht wirklich wichtig, ob ein solcher "Experte" auch wirklich ein Experte ist: Wenn er nur oft genug auf CNN erscheint, dann wird er wichtig. So bekommt man eine künstliche Medienwelt, die meilenweit entfernt ist von der realen Welt. Da gibt es Experten, bei denen alle wirklichen Kenner die Hände über dem Kopf zusammenschlagen und sagen: Das ist doch ein Vollidiot! Aber der wird dann zu einem Selbstläufer. Ist ein Hauptproblem im Journalismus also die Zeit? Ja. Die Nachrichtenindustrie verkauft die Illusion, dass es ein Verstehen auf Knopfdruck gibt. Aber es ist einfach unmöglich, ein komplexes Problem in ein paar Sekunden zu erklären. Alle Experten, die vor dem Irakkrieg erklärt haben, warum das, was die USA im Irak versuchen, unmöglich funktionieren könne, haben dafür fünf Minuten gebraucht. Man kann der Ambiguität dieser Welt nicht in zwölf Sekunden gerecht werden. Dafür bräuchte es einen völlig neuen Nachrichtenjournalismus. Unsere Wahrnehmung wird durch unsere Sprache geprägt. Welcher Sprache bedienen sich die Medien? Es ist ein asymmetrisches Vokabular. Für die wichtigsten Dinge gibt es keine unparteiischen Begriffe. Wenn etwa die Haltung des syrischen Präsidenten den Interessen des Westens widerspricht, dann sagt man, er sei "antiwestlich". Von einen US-Präsidenten heißt es dagegen nie, er sei "antiarabisch" oder "antiiranisch". "Anti" heißt: Er hasst uns. Wenn nicht, ist er gemäßigt. Ich bin kein Neonazi. Aber nennt man mich darum einen "gemäßigten Europäer"? Doch ein Muslim, der kein Dschihadist ist, wird als "gemäßigter Muslim" bezeichnet. Das impliziert, dass er als Extremist geboren wurde, aber diesen Extremismus hat er zum Glück gemildert. Welchen Ausweg sehen Sie aus diesem Dilemma? Ich weiß auch nicht, wie man den Journalismus objektiver machen kann. Das ist ein altes Thema. Aber ich glaube, wir müssen offener mit den Problemen umgehen und dem Publikum klarer machen, dass wir nur eine Version der Wahrheit abbilden. Aber ist das Publikum wirklich bereit, das zu hören? Dass wir vielleicht von unserer eigenen Regierung manipuliert werden? Ich glaube, viele Leute schalten die Nachrichten ein, um zu hören, dass ihre Regierung letztendlich recht hat.
"Die palästinensischen Steinewerfer sind mein Lieblingsbeispiel. Als ich damals in Beirut wohnte, bat mich meine Redaktion, nach Ramallah zu fahren. Ich hatte im Fernsehen Bilder von Steinewerfern gesehen, und diese Szenen sahen wirklich furchtbar aus. Ich dachte, jetzt gehe ich in den Krieg. Als ich dann endlich in Ramallah ankam, war es dort so friedlich wie in Köln oder Amsterdam: Kinder kamen aus der Schule, Busse fuhren ihre Runden, die Tomaten waren im Sonderangebot. Als ich dann nach den Steinewerfern fragte, antwortete man mir: Immer geradeaus, dann nach links. Dort finden Sie jeden Tag nach zwei Uhr die Steinewerfer. Und tatsächlich, am nächsten Tag habe ich dort dann die Steinewerfer angetroffen. Die Bilder auf CNN hatten ein völlig verzerrtes Bild geliefert."Fallschirm-Journalisten
"Schon unser Vokabular ist parteiisch"
Eingestellt von Markus am 13.1.08 0 Kommentare
Labels: Israel, Nachrichten
Donnerstag, 10. Januar 2008
Lutz Huth, Juwelier in Hannover
"Aus Ihrem Gefasel spricht die typische Unwissenheit neudeutschen Gutmenschentums, was sich in Ihrem „allerschärfsten Protest und in Ihrem „Unverständnis“ manifestiert. Für Typen wie Sie, ist eine Meinung, die nicht kongruent, gar konträr zu der von dem Regime der indoktrinierten Masse verordnet worden ist, zu der auch Sie ganz offensichtlich gehören, „absolut unakzeptabel“, wahrscheinlich auch noch „unerträglich“, die andere oft benutzte Agitpropworthülse deutscher Devotisten." Ich hatte Lutz Huth, einem Juwelier aus Hannover, nach meinem Blog über das Pali-Tuch folgende Email geschickt: Sehr geehrter Herr Huth, ich habe bei henryk-broder.com einen Leserkommentar gefunden, der mit Ihrem Namen unterzeichnet und auf ihre Homepage verlinkt ist. (http://henryk-broder.com/2007/12/20/lesermeinung-zion-zieht-zu-felde/) Falls Sie wirklich der Urheber dieser Unschrift sein sollten, möchten ich Ihnen hiemit meinen allerschärfsten Protest und mein absolutes Unverständnis mitteilen: Dass Sie als Deutscher Geschäftsmann eine solche antisemitische und - nebenbei bemerkt - auch noch nicht den Fakten entsprechende Haltung und Meinung verbreiten, ist absolut unakzeptabel. Wenn Sie wirklich diese Meinung vertreten sollten, werde ich entsprechende Schritte planen und ihr Geschäft in Zukunft meiden. Markus Riedel, Hannover Die Antwort kam heute: Werter Herr Riedel! Ihren Vorsatz, mein Geschäft, es ist übrigens das Geschäft meiner türkischen Ehefrau, die obendrein auch noch Jüdin ist, nicht mehr betreten zu wollen, ist sicherlich eine begrüßenswerte Entscheidung Ihrerseits.
Aus Ihrem Gefasel spricht die typische Unwissenheit neudeutschen Gutmenschentums, was sich in Ihrem „allerschärfsten Protest und in Ihrem „Unverständnis“ manifestiert. Für Typen wie Sie, ist eine Meinung, die nicht kongruent, gar konträr zu der von dem Regime der indoktrinierten Masse verordnet worden ist, zu der auch Sie ganz offensichtlich gehören, „absolut unakzeptabel“, wahrscheinlich auch noch „unerträglich“, die andere oft benutzte Agitpropworthülse deutscher Devotisten.
Wüßten Sie wovon Sie reden, was Sie ganz offensichtlich nicht tun, denn dann wüßten Sie, wer zu der Gemeinschaft der Semiten gehört und hätten sich nicht der zionistischen „Totschlagkeule“ Antisemitismus, sondern Judenaversion, Judenhaß oder ähnlichem bedient.
Aus Ihren Zeilen spricht der Kleingeist deutscher Nachkriegskastraten und deren Gutheißung des in der BRD, dank des §130 StGB (Volksverhetzung) ausgeübten Gesinnungsterrors, sowie eine Blockwartmentalität und das damit verbundene Denunziantentum, die sich in Ihrem Abschlußsatz potenzieren: „Wenn Sie wirklich diese Meinung vertreten sollten (merke: vertreten, nicht erst beim äußern), werde ich entsprechende Schritte planen“.
Was für Schritte wollen Sie denn planen? Mich bei den Gesinnungschnüfflern des Verfassungsschutzes denunzieren? Meine Schaufensterscheibe nachts heimlich einschmeißen? Linke Schläger der „Antifa“ vor meinem Geschäft postieren mit einem Schild, auf dem die Aufschrift prangt „Kauft nicht bei Rechten“, dieselbe Methode übrigens die es nach 1933 schon einmal gab, wie Sie sicherlich wissen, nur das auf den Schildern „Kauft nicht bei Juden“ damals prangte.
Lutz Huth
Was für ein Gerede, was für unbegründete Angriffe und Unterstellungen! Ich überlasse dem werten Leser, sich sein Bild über diesen Menschen zu machen.
Eingestellt von Markus am 10.1.08 0 Kommentare
Labels: Antisemitismus, Gesellschaft, Israel, Juden
Mittwoch, 9. Januar 2008
Volker Beck: Ein Mann und seine Leidenschaft
MdB Volker Beck, Grüner und bekennender Homosexueller, macht Jagd auf alle, die angeblich "gefährliche Psychokurse und minderheitenfeindliche Angebote“ anbieten bzw. machen:
"Frau von der Leyen muss sich von christlich-fundamtentalistischen, selbsternannten "Homosexuellenheilern" distanzieren!"
Es geht um das Christival, das vom 30. April bis 4. Mai in Bremen stattfindet, auf dem es ein Seminar (von 225 Seminaren) geben wird - „Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung“ -, das von zwei Mitarbeitern des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft (Reichelsheim/Odenwald) angeboten werden sollte.
UPDATE: Unter idea.de kann man eine interessante Pro- und Contra-Diskussion lesen.
MdB Volker Beck, Grüner und bekennender Homosexueller, macht Jagd auf alle, die angeblich "gefährliche Psychokurse und minderheitenfeindliche Angebote“ anbieten bzw. machen.
Bei solchen Angeboten erschrickt man ja glatt.
Bei Abgeordnetenwatch.de schreibt er bzw. sein Büro:
Frau von der Leyen muss sich von christlich-fundamtentalistischen, selbsternannten "Homosexuellenheilern" distanzieren!
Es geht um das Christival, das vom 30. April bis 4. Mai in Bremen stattfindet, auf dem es ein Seminar (von 225 Seminaren) geben wird - „Homosexualität verstehen – Chance zur Veränderung“ -, das von zwei Mitarbeitern des Deutschen Instituts für Jugend und Gesellschaft (Reichelsheim/Odenwald) angeboten werden sollte.
Folgendermaßen war das Seminar beschrieben:
Seminartitel: 644 Homosexualität verstehen
Seminarbeschreibung:
Manche Menschen leiden unter ihren homosexuellen Neigungen. Im Seminar geht es darum, Verständnis für Ursachen und verschiedene Lebensmöglichketen zu gewinnen.
Monika Hoffmann & Konstantin Mascher, Deutsches Institut für Jugend und Gesellschaft, OJC (Samstag 90 Minuten)
Aus Gründen der Rücksichtnahme haben die die Veranstalter das Seminar nun abgesagt:
"Wir möchten nicht, dass eines von 225 Seminaren dazu führt, dass das Christival mit Kritik überhäuft wird, bevor es überhaupt startet.“
Christlich-fundamentalistische Homosexuellenheiler... Man fragt sich, wer hier fundamentalitisch ist!
Da werden Christen zurückgedrängt, biblische Lehre als christlich-fundamentalistisch gebrandmarkt und gewisse Themen, Ansichten und Meinungen als "nicht-denkbar" deklariert.
Eingestellt von Markus am 9.1.08 1 Kommentare
Labels: atheist, christenverfolgung, Gesellschaft
Freitag, 4. Januar 2008
»Nie wieder« oder »business as usual« ?
Differenziert man in Deutschland zwischen einem nichtakzeptabelem deutschen und einem akzeptabelem arabischen Antisemitismus?
Nach dem Motto: Wenn jüdische Schüler in deutschen Schulen beleidigt werden, geht das nicht, aber wenn ein iranischer Präsident oder die Hamas Israel drohen und beschimpfen, dann geht das in Ordnung? Zumindest anscheinend soweit, was die wirtschaftlichen Beziehungen z.B. zum Iran betrifft.
Differenziert man in Deutschland zwischen einem nichtakzeptabelem deutschen und einem akzeptabelem arabischen Antisemitismus?
Nach dem Motto: Wenn jüdische Schüler in deutschen Schulen beleidigt werden, geht das nicht, aber wenn ein iranischer Präsident oder die Hamas Israel drohen und beschimpfen, dann geht das in Ordnung? Zumindest anscheinend soweit, was die wirtschaftlichen Beziehungen z.B. zum Iran betrifft. Dies werden durch (fast) nichts getrübt.
Der Antisemitismus ist vielleicht schon größer - auch in Deutschland - als man denkt.
Ein paar Ausschnitte aus einem Buch von
Matthias Küntzel: Islamischer Antisemitismus und deutsche Politik – ›Heimliches Einverständnis‹? Lit-Verlag, Münster 2007:
Im Deutschen Historischen Museum sammelte sich während einer Exkursion eine Gruppe muslimischer Jugendlicher vor der Nachbildung einer Gaskammer des Konzentrationslagers Auschwitz, um zu applaudieren. (...)
Antisemitische Karikaturen, Dissertationen, Programme und Leitkommentare ergänzen das Bild. Die Machart dieser Agitation geht über das gewöhnliche antisemitische Vorurteil, das Juden diskriminieren will, hinaus. Wir haben es mit einem extremen Antisemitismus zu tun, der Juden dehumanisiert und dämonisiert, um sie zu töten. (...)
(...) fördert das Innenministerium in Verbindung mit der Bundeszentrale für politische Bildung seit 2007 ein Projekt gegen den Antisemitismus unter muslimischen Jugendlichen, das mit »Mobilen Aktions- und Beratungsteams« sowie Leitfäden und Material für den Unterricht Abhilfe schaffen will. (...)
Die Bundesregierung lässt den Export antisemitischer Filme, Predigten oder Schriften aus Saudi-Arabien, Ägypten, der Türkei und dem Iran nach Europa und Berlin stillschweigend zu. Das ist, als würde das Innenministerium Anti-Heroin-Kampagnen an öffentlichen Schulen inszenieren, während gleichzeitig das Außenministerium die Einfuhr von Heroin nach Deutschland legalisiert. (...)
Während »Mobile Beratungsteams« erfolglos dem Antisemitismus unter jugendlichen Muslimen hinterherjagen, setzt die Hizbollah mithilfe von al-Manar die Rekrutierung neuer Antisemiten und Selbstmord-Terroristen in den einschlägigen Berliner Wohnstuben ungestört und rund um die Uhr fort. (...)
So hatten beispielsweise die USA im März 2002 Saudi-Arabien und andere arabische Länder in einer per Rundfunk übertragenen Erklärung aufgefordert, »die antijüdische Hetze in Zeitungen sowie Rundfunk- und Fernsehsendern zu untersagen«. (...)
Im Jahr 2004 wurde das Außenministerium der USA gesetzlich zur weltweiten Überprüfung aller antisemitischen Tendenzen und der dagegen unternommenen Regierungsmaßnahmen verpflichtet. (...)
Selbst das in seiner Außenpolitik betont araberfreundliche Frankreich wurde tätig. So setzte die Staatsanwaltschaft in Paris ein Verfahren gegen den Herausgeber der ägyptischen Tageszeitung Al-Ahram wegen Anstachelung zum Antisemitismus in Gang. Die französische Regierung hat für ein Verbot der Ausstrahlung des arabischen Senders al-Manar gesorgt und den Sender zumindest vom europäischen Satellitennetz ausgeschlossen. Spanien und die Niederlande schlossen sich diesen Maßnahmen an. (...)
Und jetzt, wo die Vernichtung Israels nicht nur freimütig angekündigt, sondern konkret mithilfe von Urananreicherung und Plutoniumproduktion vorbereitet wird? Diesmal hat kein einziger Botschafter der EU, und sei es nur für einen Tag, Teheran verlassen. Keine einzige iranische Industriemesse wurde mit einer Absage auch nur eines einzigen deutschen Ausstellers konfrontiert. Stattdessen hat die Bundesregierung in den Jahren 2006 und 2007 deutsche Neuinvestoren im Iran mit staatlichen Bürgschaften belohnt und so das Mullahregime und indirekt auch al-Manar gestärkt. (...)
(...) weil es den deutschen Exportinteressen dient. Es nützt ihnen auf der einen Seite, wenn die Übergriffe auf Juden in Berlin unterbunden werden, könnten doch derartige Vorfälle, die an Vergangenes erinnern, die internationalen Geschäftsbeziehungen trüben. Es befördert ebenso das Geschäft, wenn man im Umgang mit den islamischen Handelspartnern gerade umgekehrt verfährt und sich die guten Gewinnchancen von den genozidalen Absichten und den antisemitischen Äußerungen eines Ahmadinejad nicht verderben lässt. Das Beispiel ist der Iran: Auch jetzt »bleibt Iran für deutsche Unternehmen ein wichtiger Markt im Nahen und Mittleren Osten«, wirbt im Juni 2007 die Homepage des Auswärtigen Amts. »2006 exportierte Deutschland Waren im Wert von über 4,11 Milliarden Euro nach Iran (- 7 % gegenüber 2005). Wichtigste Exportgüter waren – wie schon in den Vorjahren – Maschinen, Anlagen und Kfz-Teile und -Komponenten, Eisen- und Metallerzeugnisse und chemische Erzeugnisse.« (...)
Bekanntlich hat Ahmadinejad den Countdown für Israels Vernichtung schon angezählt, gleichwohl geht das Gros der Journalisten, Politiker, Zivilgesellschafter – von der politischen Linken ganz zu schweigen – darüber hinweg. Der Widerspruch zwischen dem »Nie wieder« und dem »business as usual« scheint ihnen nicht einmal ins Bewusstsein zu gelangen, ist nicht einmal Gegenstand der Diskussion. (...)
(...) im Jahr 2003 hatten 59 Prozent der Europäer in einer Umfrage der Europäischen Kommission erklärt, dass Israel »die größte Bedrohung für den Frieden in der Welt« sei – vor Iran, Syrien, Nordkorea oder den USA. In Deutschland und Österreich war der Anteil derer, die den Staat Israel als die größte Gefährdung für den Frieden betrachteten, mit 65 und 69 Prozent besonders hoch. (...)
Veränderte sich dieses Image, nachdem Israel den Gaza-Streifen im Sommer 2005 hatte räumen lassen? Keineswegs. Im November 2006 ließ die BBC 28 000 Menschen in 27 Ländern fragen, welches Land die Weltpolitik am negativsten beeinflusse. Auch auf dieser Liste landete Israel mit 56 Prozent der Stimmen vor dem Iran, den USA und Nordkorea auf dem ersten Platz. In Deutschland war der Anteil derer, die Israel ankreuzten, mit 77 Prozent erneut besonders hoch. (...)
Wer Israel zum Bösen stempelt, nimmt den Antisemitismus der Islamisten nicht wirklich wahr. Wer den Antisemitismus der Hizbollah und der Hamas aber nicht wahrnimmt, verkennt das Motiv ihrer Angriffe auf Israel und wird dazu neigen, selbst noch Selbstmordattentate zu »Verzweiflungstaten« zu verklären. Wer Israel aber für den Selbstmordterror und die Angriffe mit Kassam-Raketen verantwortlich macht, wird mit jeder Eskalation dieses Terrors den jüdischen Staat um so mehr verurteilen und somit immer tiefer in das Denkgebäude des Antisemitismus hineingezogen werden, was die Chance, den Antisemitismus als das eskalierende Moment zu identifizieren, weiter reduziert und so weiter und so fort. Der entscheidende Grund für diese fortgesetzte Ignoranz ist ein Zerrbild von Israel, das sich in den Massenmedien längst verselbständigt hat. (...)
So hatte Volker Perthes, der Direktor der einflussreichen Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die die Bundesregierung und den Bundestag in außenpolitischen Fragen berät, im Juli 2006 in einem Rundfunkinterview kurz nach Beginn des Libanonkriegs zwischen den Kriegsakten der Hizbollah und denen Israels sorgfältig differenziert: Was im südlichen Libanon passiere – die Konterangriffe Israels –, sei »natürlich Krieg«, so Perthes, während, »was im Norden Israels geschieht, … möglicherweise mehr eine Art von Kleinkrieg ist, an den sich Bürger gewöhnt haben«. Raketen auf Israel werden hier als gewöhnlich bewertet, Raketen aus Israel aber als Krieg. Dass Perthes in diesem Interview den Antisemitismus der Hizbollah ausblendet und diese Organisation stattdessen gleich drei Mal nacheinander als »nationale Befreiungsorganisation« würdigt, ergänzt das parteiische Bild. (...)
Ein Iran mit Atomwaffen, erklärt beispielsweise Udo Steinbach, der Direktor des Hamburger Orient-Instituts, sei »nicht ipso facto eine Bedrohung … sondern das Land bekäme international einen neuen Status. … Europa wäre sicher das letzte Ziel, das dem Iran einfallen würde«, beruhigt uns der Islamwissenschaftler, wäre doch die Bombe eher »für seine Nachbarn« ein Problem, »für eine säkulare Türkei und natürlich für Israel«. (...)
Genauso wenig, wie es für muslimische Jugendliche in Berlin ein vernünftiges Motiv gibt, jüdische Mitschüler anzugreifen, genauso wenig gibt es für den Iran ein vernünftiges Motiv, Israel zu bedrohen. Der eigentliche Antrieb ist in beiden Fällen antisemitischer Natur – ein Antisemitismus, von dem der Hamburger Orientwissenschaftler ebenso wie das Auswärtige Amt nichts wissen will, ein Antisemitismus, der Berliner Juden einschüchtert und quält, während er Israel und die Welt gefährdet.
Eingestellt von Markus am 4.1.08 0 Kommentare
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