Selbstmordattentäter, die sich ins Jenseits sprengen und dabei Menschen mitnehmen, die gerne ihren Pfefferminztee in Ruhe zu Ende getrunken hätten, sind verzweifelte Opfer der Umstände, unter denen sie aufwachsen mußten.
Rabiate Moslems, die ihre Geiseln enthaupten, zahlen es dem Imperialismus heim. Migrantenkinder, die ihre Lehrer verhauen, wehren sich gegen ihre Ghettoisierung. Analphabeten, die Bücher verbrennen, weil sie sich von deren Inhalt beleidigt fühlen, suchen den Dialog mit den arroganten Dichtern. Alles schön und gut.
Aber das hier, das übertrifft alles. Zwei junge Schläger, die sich gegen einen Rentner gewehrt haben, der sie “angemacht” hatte. Das konnten sie ihm nicht durchgehen lassen. Der legte sich dann zehn Tage in die Klinik, nur um seinen Opfern eine Mordanklage anhängen zu können.
UPDATED am 16.01.2008
Die Menschen, die glauben, dass man alles erklären kann und dass niemand für nichts gerade zu stehen hat, was er getan hat, sind zweierlei: Verführte und Verführer.
Jeder Mensch muss vor Gott für das Rechenschaft ablegen, was er getan hat. Und dann ist da Vergebung möglich, wenn man seine Schuld bekennt.
Aber dieses reflexartige "der kann doch gar nicht dafür" und "der andere hat ihn doch böse provoziert und ist selbst schuld", ist in diesem Fall absolut unangebracht.
Kostprobe?
Da waren sie wieder diese urdeutschen Verhaltensmuster, diese notorische Anmache ihnen nicht bekannter Menschen, diese penetranten Belehrungen über den Lauf der Dinge und der Welt, dieses Zuständig-Sein für Alles und Jeden, diese Mischung aus Oberlehrer, Blockwart und Polizist, dieser Versuch des zielgerichteten psychischen (und später physischen) Niedermachens. Und da war sie auch, jene Grenze, die der Andere nicht überschreiten dürfte: Keinen Zeigefinger mehr! Keine Disziplinierung! Keine dumme Anmache mehr!
Wie kann man so ein Verhalten ent-"schuldigen"???
So flieht der Mensch vor der Verantwortung, die er hat. Schiebt sämtliche Schuld von sich auf Andere und hält sich sauber.
Nicht akzeptabel.
UPDATE:
aus http://www.faz.net
Eine der größten Leistungen der deutschen Nachkriegsgesellschaft war es, den „inneren Feind“ nicht zu postulieren, trotz aller Konflikte und Kontroversen nicht. Umso bedauerlicher, dass es jetzt ein geschätzter Kollege tut, und zwar mit den Mitteln jener Gesellschaftskritik der sechziger Jahre, die in jedem Hausmeister den Nazi und in jedem Rentner den Kleinbürger sah. Der Kollege Jens Jessen, Feuilletonchef der „Zeit“, vertritt in einem Videoblog seiner Zeitung, mit Blick auf den U-Bahn-Überfall in München, eine neue These. Er fragt, ob der Rentner, der in der U-Bahn sich das Rauchen verbat, nicht nur das letzte Glied einer Kette „unzähliger Gängelungen und Ermahnungen“ sei, die Ausländer in Deutschland zu erleiden haben und in diesem Fall das Fass zum Überlaufen brachte.
Vielleicht, so Jessen, kam es deshalb zu der - auch von ihm so bezeichneten - unentschuldbaren Tat. Das widerspricht zwar seiner späteren Pointe, dass es sich in München in erster Linie um gleichsam internationale Berufskriminelle handele, aber es dringt vor zur Schlussfolgerung: Er stelle die Frage, so Jessen, ob unser Problem in Wahrheit nicht darin bestehe, „dass es zu viele besserwisserische deutsche Rentner gibt, die den Ausländern hier das Leben zur Hölle machen und vielen Deutschen auch“.
Da das Video gestattet, in Jessens Gesicht zu lesen, spricht wenig dafür, dass er das ironisch meint. Vermutlich meint er es ernst...
http://www.zeit.de/online/2008/03/intoleranz-video-leserbeitraege
Dienstag, 15. Januar 2008
Menschen müssen nicht mehr "gerade stehen" - denken einige
Eingestellt von Markus am 15.1.08
Labels: Gesellschaft, Werte
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