Freitag, 9. November 2007

Nur noch "Evolution" an Schweizer Schulen?

Aufregung um ein neues Naturkunde-Lehrbuch für die Oberstufe an den Schweizer Schulen: Nur die Erwähnung, dass viele Menschen an einen Schöpfergott glauben, führt zu heftiger Kritik seitens von Evolutionsvertretern.

Im Kapitel mit der Überschrift „Schöpfung und Evolution“ steht, es gebe verschiedene Antworten auf die Frage, wie das Leben entstanden sei. Man wolle deshalb „vor allem die zwei bei uns am meisten verbreiteten Erklärungsversuche darstellen“.
... „Gläubige Menschen gehen davon aus, dass jemand oder etwas - Gott / eine höhere Macht – das Universum in seiner ganzen Vielfalt erschaffen habe. Diese Vorstellung wird Schöpfungsglauben genannt.“
... „Vor etwa 150 Jahren verbreitete sich unter Naturwissenschaftern die Vorstellung, es gebe keinen Schöpfer, das Leben sei durch zufällige chemische Prozesse entstanden und die heutige Vielfalt sei das Resultat weiterer zufälliger Veränderungen. Dieses Modell heisst Evolutionstheorie.“

Nur diese an sich harmlose, weil sich nicht festlegende Sichtweise in einem Lehrbuch reicht aus, heftige Proteste seitens Evolutionsvertretern auszulösen.
Der Verlag und der Autor sagten dazu, dass es im besagten Kapitel nicht darum gehe, den Schöpfungsglauben gegen die Evolutionstheorie auszuspielen, vielmehr sollten „verschiedene Betrachtungsweisen über die Entstehung der Welt mit den Schülern diskutiert werden“. Es sei dabei nicht die Absicht, Evolutionslehre und Schöpfungsglauben als wissenschaftlich gleichwertig darzustellen. Das Material solle den Schülern nicht fertige Lösungen anbieten, sondern zu einer fundierten Auseinandersetzung anregen.

Dass ein Lehrmittel ... die offene Diskussion und das Mitdenken der Schüler anregt, ist für Evolutionsvertreter aber Grund genug, um massiv dagegen vorzugehen. Man dürfe in der Schule „nicht grundsätzlich an der Evolutionstheorie rütteln“, meinte ganz dogmatisch Markus Wilhelm, Professor an der Pädagogischen Hochschule Zentralschweiz (Luzern) gegenüber der „NZZ am Sonntag“.
Der grüne Regierungsrat Bernhard Pulver, seit gut einem Jahr im Amt, beugt sich dem Druck einiger Medien und Wissenschaftler. Er will die „umstrittenen Passagen zur Entwicklung des Lebens auf der Erde im Lehrmittel NaturWert gemeinsam mit der schulverlag blmv AG überprüfen und überarbeiten.“ Ziel sei eine Trennung von „biblischem Schöpfungsglauben und naturwissenschaftlicher Evolutionstheorie“.

aus factum-magazin.ch Regierung zieht Unterrichtsblatt aus dem Verkehr

Dass Schöpfungslehre und Evolutionslehre (ET) in der Schule nicht als gleichwertig gegenüber gestellt werden, ist völlig klar. Das eine ist ein naturwissenschaftliches Arbeiten und soll den Schülern die Methoden, Fakten und Lehrmeinungen der Wissenschaftler nahe bringen.
Das andere ist eine Weltsicht und hat etwas mit Glauben zu tun. In der Wissenschaft geht es um Fakten, in der Religion um Glauben. Beides schließt sich als Gegenüber aus. Aber keine der beiden kann die Fragen des anderen beantworten.
Deshalb gehört m.E. die ET in den Biologie- und die Schöpfungslehre in den Religionsunterricht, wo aber die ET auch in Frage gestellt werden darf, denn sie ist immer noch eine Theorie.
Dass aber jetzt die Schöpfungslehre nicht mal mehr erwähnt werden darf, damit Schüler es lernen, die Dinge von 2 Seiten zu sehen, ist schon bedenklich. Das geht in die Richtung wie auch schon in Schweden.

Hier entsteht ein neuer "Fundamentalismus". Bei Wikipedia wird der so definiert:

Fundamentalismus
ist allgemein gesehen eine Überzeugung, die sich zu ihrer Rechtfertigung auf eine Grundlage beruft, die auf einer Letztbegründung beruhe und absolut wahr sei. Nicht nur Religionen, sondern auch Philosophien, Weltanschauungen oder politische Theorien vertreten so nicht selten den Anspruch auf den Besitz der absoluten Wahrheit, was praktisch einhergeht mit einer Aufspaltung der Mitmenschen in Rechtgläubige und Ungläubige bzw. im Konfliktfall in Freund und Feind (Manichäismus).

Im weitesten Sinne wird als fundamentalistisch eine religiöse oder weltanschauliche Bewegung bezeichnet, die eine Rückbesinnung auf die Wurzeln einer bestimmten Religion oder Ideologie fordert, welche notfalls mit radikalen und intoleranten Mitteln durchgesetzt werden soll.

Kommt einem das in diesem Zusammenhang nicht irgendwie bekannt vor??

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